20 Zentimeter Neuschnee und tagsüber Temperaturen von unter 0 Grad verwandelten das legendäre Strandenduro in ein Schneerennen.

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Ungewöhnliche Ansichten eines zugeschneiten Parc fermes

Le Touquet im winterlichen Weiß, was völlig untypisch für den Badeort ist, machte von  Anfang an allen Rennbeteiligten das Leben schwer. 
Ein Winterdienst, der es ermöglicht hätte, dass die sonst üblichen 400.000 Zuschauer anreisen können, war schlicht nicht vorhanden und so war es dieses Jahr sehr ruhig in Le Touquet.
10 Runden waren das Machbare und damit eine Runde weniger wie im Vorjahr und der Sieger hieß nach Rennende Jean-Claude Mousse (im Bild unten). Der 41 jährige Lokalmatador, der tatsächlich direkt in Le Touquet wohnt, ließ nichts Anbrennen und führte das 1000 Starter große Fahrerfeld von Begin an und relativ unspektakulär bis ins Ziel. Was sich an dieser Stelle zwar leicht anhört, aber garantiert nicht gewesen ist. Im Getümmel dahinter gab es die für Touquet typischen Dramen, aber dieses Jahr war es durch die Kälte noch viel extremer und mancherorts sah es für den Zuschauer nach Weltuntergang aus.

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Die Startgerade wurde zwar noch vor Rennbeginn auf einer Länge von ca. 200 Meter eilig vom Schnee befreit, aber selbst dies konnte Stürze nicht verhindern, die aber alle nahezu folgenlos blieben. Der Mix aus Schnee und aufgewühlten Sand sorgte bei vielen Fahrern im weiteren Streckenverlauf für Orientierungsprobleme, da die Brillenreinigungssysteme (RollOff) durch den klebenden Sand schneller wie sonst versagten.
Die Spitze hingegen ignorierte die Wetterkapriolen und der MX1 Pilot Nicolas Aubin musste früh seine Ambitionen auf den Sieg begraben, da er ohne Sprit liegen blieb. Einzig allein Tanel Leok hielt sich zeitweise in Reichweite von Mousse auf, konnte aber sein Tempo nicht mitgehen und hatte im Ziel 2 Minuten Rückstand. Dritter wurde der vom deutschen Supercross bekannte Milko Potisek.
Der Österreicher Michael Staufer, die deutschprachige Hoffnung auf einen der vorderen Plätze startete gut und beendete die 1. Runde auf den 2. Platz. Danach verabschiedete sich sein Motor und auch Reparaturversuche konnte die KTM nicht wieder zum Leben erwecken.
Für Staufer war dies um so ärgerlicher, denn er hatte seit September das gleiche Vorbereitungsprogramm abgespult, wie die französischen Topstars, was hieß alle 2 Wochen 11 Stunden nach Duinkirchen-Loon-Plage anreisen und Runde über Runde auf der tiefsandigsten Trainingsstrecke der Welt zu drehen.
Und so fällt sein Statement traurig aus „ich würde gerne nächstes Jahr erneut versuchen unter die Top 10 zu fahren oder gar das Podest am Paris Plage besteigen. Allerdings denke ich, das ich nicht wieder die Möglichkeit erhalten werde so weit vorne zu starten. Wenn ich aus der 3. oder 4. Reihe starten muss, komme ich nicht für einen der vorderen Plätze in Frage“.
Darum hier an Ort und Stelle die Bitte an KTM in Mattinghofen „einen Weltmeister haben wir jetzt, einen Touquetsieger wäre der nächste Kundenwunsch.“  

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Die deutsche Delegation in Le Touquet

So wurde Thore Seifert mit 5 gefahrenen Runden bester deutsprachiger Teilnehmer und dies gleich auch noch bei seinem ersten Start in Touquet. Für ihn begann die Verwunderung schon im Park Ferme, denn solche Massen an Fahrern hatte er noch nicht gesehen. Klar, dass er nächstes Jahr seinen Titel „bester Deutscher“ verteidigen möchte. Diesen von der Presse in mühevoller Schreibarbeit über die Jahrzehnte aufgebauter -Titel ohne Pokal- hätte gerne Jöchen Joens bei seinem  8. Start in Touquet gehabt, aber es hat nicht sollen sein und so wird er wohl ein 9. Mal kommen und seinem Clubkameraden versuchen 2013 den Titel abzujagen.
Ein weiterer Neueinsteiger war aus deutscher Sicht der Gras- Sandbahn EM/WM Teilnehmer Ralf Löding. Er verschätzte sich wie viele andere auch, bei der Wahl der richtigen Tankstrategie und so war er zeitweise ohne Treibstoff. Nach Rennende mit vier gefahrenen Runden fehlte ihm einer der drei Pflichtstopps in der Tankszone und schon fand er sich unter den Disqualifizierten wieder. Andre Bendixen erwischte es gar noch schlimmer, ein übereifriger Beachkollege verwickelte ihn am Ende der Startgeraden in einen Sturz, in dessen Folge Öl aus dem Motor austrat und an ein weiterfahren nicht mehr zu denken war. Aber Le Touquet macht eben aus Motorradfahrern „Männer“ und so werden Beide wiederkommen und erst Ruhe geben, wenn sie ihr persönliches Ziel erreicht haben.
Der Duisburger Oliver Fischer hatte dieses Jahr mit Vorbereitungsrennen in Duinkirchen und Hossegor die Meßlatte für sich persönlich sehr hoch gesteckt und war mit 4 gefahrenen Runden enttäuscht. Zweimal das Bike tief eingesandet, hatte die Kondition nachhaltig geschädigt und die anvisierte 5. Runde unerreichbar gemacht.
Und dies ist symbolisch für Le Touquet, nirgendwo anders liegt Freud und Leid so dicht beieinander wie am Paris Plage.

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Text+Foto Marcel und Niels Juhlke

Ergebnisse:
1. Jean-Claude Mousse, F, Yamaha, 10 Runden
2. Tanel Leok, EE, Suzuki, 10 Runden
3. Milko Potisek, F, Honda, 10 Runden
4. Adrien Van Beveren, F, Yamaha, 10 Runden
5. Manuel Priem, B, Yamaha, 10 Runden
440. Thore Siefert, D, KTM, 5 Runden
511. Jochen Joens, D, Yamaha, 4 Runden
526. Oliver Fischer, D, Yamaha, 4 Runden
575. Rainer Götzenich, D, Kawasaki, 4 Runden
654. Helmut Alexander, D, KTM, 3 Runden
719. Marco Kruse, D, Husaberg, 2 Runden

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