Herny Jacobi auf der JM Honda
Nach 9 Grands Prix ist Saison-Halbzeit in der Motocross Weltmeisterschaft und es ist viel passiert in den letzten Monaten. Zeit für uns einen Blick auf die deutschen Fahrer zu werfen und Noten zu verteilen.

Am kommenden Wochenende startet die zweiten Saisonhälfte des MXGP im italienischen Riola Sardo und die Spannung ist vor allem in der Königsklasse immens hoch! Doch wie haben sich unsere deutschen Fahrer bisher geschlagen und wo kann es für sie dieses Jahr noch hingehen?

Henry Jacobi - Note 3
In der Vergangenheit startete der schnellste Deutsche in der WM stets gut in die Saison, doch 2021 begann katastrophal und sein Punktediagramm bewegt sich seitdem in Wellenform auf und ab. Eine gerissene Kette und zwei Stürze bedeuteten 0 Punkte zum Auftakt in Russland. Zwei Wochen später sorgte Jacobi für weltweites Aufsehen, als er in Matterley Basin in der Luft spektakulär seine Honda verlor und heftig zu Boden ging. Wie durch ein Wunder blieb der Thüringer unverletzt und wurde im zweiten Lauf sogar noch 14. 

Danach fingen die Wellen an und von einem sensationellen fünften Platz im schlammigen Maggiora, bis zu zweimal DNF in Lommel war alles dabei. Besonders fragwürdig war der zweifache technische Ausfall in Lommel, was wohl auf Kupplungsprobleme zurück zu führen war. Doch danach ging es allerdings bergauf. Bereits in Kegums war mit den Rängen 11/14 ein Aufwärtstrend zu erkennen. In der vierwöchigen Sommerpause zog Jacobis Trainer Christoph Selent anscheinend die richtigen Schlüsse und der Honda-Pilot brillierte beim Doppel-GP in der Türkei mit den Rängen 9, 14, 7 und 11.

Mit Teutschenthal und Trentino sind vier der neun restlichen GP auf Strecken, auf denen der Deutsche schon Erfolge feiern konnte. Hält Jacobis Trend an, werden wir weitere Top-Ten-Plätze sehen und seine Note steigt zum Saisonende auf eine Zwei.

Tom Koch - Note 3+

Der zweite Thüringer in diesem erlesenen Kreis der WM-Piloten nahm leider nicht an allen GP bisher teil. Der Fokus lag bei Tom Koch auf der heimische ADAC-MX-Masters-Serie, wo der KTM-Pilot kürzlich auch Zweiter in der Meisterschaft wurde. Die WM startete hingegen schlecht in Matterley Basin für Koch. Als 29. und 32. war Tom weit von den Punkten entfernt und man fragte sich, was da los war. Bei diversen Trainings vor der Saison haben wir den jüngeren der Koch-Brüder deutlich stärker gesehen als in Matterley. 

„ToKo“ wurde im Saisonverlauf allerdings deutlich stärker und es zeigte sich, dass sich die Arbeit mit MXoN-Sieger Marcus Schiffer auszahlt. Die Plätze 15 in Loket und 17/13 in Kegums geben einen Ausblick darauf, wo die Reise hingehen kann. Beobachtet man Tom beim Fahren, hat man immer das Gefühl, dass da noch ein bißchen mehr gehen kann. Bleibt zu hoffen, dass der KTM-Pilot bei allen restlichen GP dabei ist und regelmäßig unter die Top 15 fahren kann. Das Potenzial dafür ist definitiv da! 

16708 simon mxgp great britain 2021 jpa p1 2250Simon Längenfelder - Note 2-
Simon Längenfelder gilt als der nächste große deutsche Motocrosser, der es zu internationalem Ruhm schaffen könnte. Das ist auch nicht soweit hergeholt, denn nicht umsonst setzen GasGas und Red Bull auf den erst 17-jährigen Bayern. Simon liegt derzeit auf Meisterschaftsrang elf und ist unter den ersten Zwanzig der Tabelle der zweitjüngste Fahrer. Nur Kay de Wolf ist noch ein paar Monate jünger. Platz elf hört sich oberflächlich betrachtet nicht außerordentlich gut an, doch zieht man das extrem junge Alter in Betracht und berücksichtigt man den Fakt, dass es erst Simons zweites WM-Jahr ist, dann ist Längenfelders Saison bisher schon ziemlich gut! 

Der in Köln lebende Bayer stach bei einigen Rennen besonders heraus. Den GP von England beendete er als Sechster und zog dabei einen seiner zwei Holeshots. In Oss setzte er sogar noch einen drauf, gewann den Start und führte das Feld im ersten Moto an. Kurz vor Rennende lag Simon auf fünf, ging aber schwer zu Boden und schaffte es noch auf Rang elf. Die drittschnellste Rundenzeit zeigt, wo die Reise hingehen kann.

Aber es gab auch schwächere Rennen, wie zum Beispiel der erste GP in der Türkei oder der GP in Loket. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ sagt man so schön. Genau das passiert derzeit bei Simon, doch aus Fehlern kann man bekanntlich viel lernen.

Lion Florian - Note 3+
Beim GP-Debütanten Lion Florian hatten wir zunächst die Note Zwei notiert, doch nach intensiverer Recherche entschieden wir uns für eine Drei plus. Grund dafür sind die vielen Stürze des Bajuwaren, die ihn regelmäßig aus den Punkterängen fern hielten. Bleibt der WZ-Pilot auf seiner KTM sitzen, ging es meist unter die ersten Zwanzig und das kann sich sehen lassen!

Der Wechsel ins WZ-Team und unter die harte Hand von Team-Boss und Trainer Waldemar Zichanowisch hat dem 20-Jährigen gut getan. Intensive Waldläufe, Liegestütz auf Baumstämmen oder Box-Training mit den Teamkollegen haben Lion auf ein neues Level gehoben.

Leider stürzte Lion beim GP in der Türkei und kugelte sich die Schulter aus. Wann er wieder aufs Bike zurückkehrt ist ungewiss.

Max Spies - Note 2-
Max Spies taucht in diesem Ranking als einziger EM-Pilot auf, weil er in dieser Saison der einzige ist, der wirklich erwähnenswert ist. Schauen wir uns die Zweitakt Europameisterschaft an, gibt es eine Eins mit Sternchen für den Brandenburger. Der Fantic-Pilot dominierte alle vier Läufe und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er am 7. November beim Finale in Mantova nicht den Titel einfährt.

In der EMX250, der deutlich wichtigeren Serie, sieht es schon etwas anders aus. Auf dem Zweitakter tritt der 17-Jährige hier gegen die größten Talente Europas an und konnte mit je einem siebten Platz in Matterley und Kegums glänzen. Im niederländischen Oss wurde Max, wie einige seiner Kontrahenten, im Zeittraining wegen Springen unter gelber Flagge bestraft und verpasste dadurch die Quali. Der Lauf in Lommel überschnitt sich mit der Zweitakt-EM.

Fünf EMX250-Renntage hat Max noch und das Können für regelmäßige Top-Ten-Plätze hat der Jungspund. Aufgrund von Oss gibt es für die EMX250 eine Vier plus, macht zusammen mit der Eins eine 2-.

Haberland, Appelt, Ludwig
Nein, wir haben Paul Haberland, Marnique Appelt und Noah Ludwig in unserem WM-Ranking nicht vergessen. Viel mehr sind wir der Meinung, dass die Jungs in die EMX250 gehören und sich dort besser entwickeln könnten. Das Level in der WM ist einfach zu hoch. In der EM hätten sie mehr Gegner auf Augenhöhe und leicht darüber, die sie zur stetigen Verbesserung pushen.

Daher geben wir auch keine Noten für die Jungs, wollen aber anmerken, dass ihr Einsatz und Mut in der WM zu starten sehr lobenswert ist! Müssten wir wetten, welcher der drei Fahrer es dauerhaft in die WM schaffen könnte, würden wir unser Geld auf den jungen Noah Ludwig setzen. Seine Entwicklung in den letzten drei Jahren war enorm!

Fotos: Bavo Swijgers, Juan Pablo Acevedo

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